Bericht der Lehrfahrt vom 09. Juni 2017

Am Freitag, 09. Juni hat der OWG Schriesheim seine diesjährige Lehrfahrt durchgeführt. Vom Festplatz aus ging es auf direktem Weg in Richtung Bruchsal zum Erdbeer- und Spargelhof Böser. Kurz vorm Ziel wurde auf einem Autohof noch eine kleine Frühstückspause mit Laugenstangen und Jubiläums-Apfel-Secco eingelegt. Der Erdbeer- und Spargelhof ist seit über 65 Jahre ein Familienbetrieb in zweiter Generation. Eine Führung, vom Chef Herrn Böser, selbst durchgeführt, klärte uns über den Anbau von Spargel und Erdbeeren auf. Hier in Forst im Herzen von Nordbaden eignen sich das milde Klima und der sandige Boden hervorragend für den Anbau von Spargel. Die leichten, humushaltigen Sandböden sind gut zu bearbeiten, erwärmen sich im Frühjahr schnell, sie führen zu einem frühzeitigen Austrieb und erleichtern das Stechen. Da Spargel überwiegend aus Wasser besteht stellt das Gemüse hohe Ansprüche an eine gleichmäßige und gute Wasserversorgung. Beide Sorte, der Bleich- als auch Grünspargel benötigen für ihre optimale Entwicklung während der Vegetationszeit ausreichend Wasser. Das gilt für den Zeitraum Ende Juni bis Mitte September, in dem die Hauptmenge an Reservestoffen für die nächstjährige Ernte gebildet wird. Eine Beregnung oder Tröpfchen-Bewässerung sollte daher immer möglich sein. Der Unterschied zwischen weißem und grünem Spargel ist sehr einfach: weißer Spargel wächst unter der Erde und wird gestochen sobald sein „Kopf“ das Licht erblickt, Grünspargel wird dagegen nicht angehäufelt und wächst in der Sonne. Dadurch bildet der grüne Spargel die Stoffe, die er zur Photosynthese benötigt – und das macht ihn grün. Wichtig beim Spargelanbau ist die Verwendung von speziell entwickelten Folien. Sie bestehen aus einer schwarzen Seite, die den Damm zwecks Ernteverfrühung erwärmt und einer weißen Seite, die den Damm an heißen Tagen kühlt. Die Spargelbauern nutzen diesen Vorteil, besonders bei heißen Witterungen, um das blitzartige Spargelwachstum abzubremsen. An den Seiten befinden sich T-Taschen, die mit Erde befüllt sind damit die Folie absolut stramm und windfest auf dem Damm liegt. Zum Befestigen werden keine Steine, Erdanker, Latten oder ähnliches mehr benötigt. Die Folie liegt fest nur durch den Sand in den Taschen. Sie verhindert zum einen das Austrocknen der Erde und zum anderen das Unkrautwachstum. Nachdem uns Herr Böser das Spargelstechen demonstriert hatte, erfuhren wir noch einiges über die Zucht der Spargelpflanze.

Eine Spargelpflanze wird durch Samen vermehrt. Diese zirka 3mm großen, schwarzen Samen werden in Zuchtbetrieben, von denen es zirka zehn in Europa gibt, gezüchtet. Nach vier bis fünf Wochen entsteht aus dem Spargelsamen ein Spargelspross, der zur Spargeljungpflanze heranwächst. Die Gewinnung von Spargelsamen ist sehr aufwändig. Auch nach der Ernte des Spargelsamens im Herbst ist der Samen noch nicht keimfähig. Dieser muss erst in einem aufwändigen Verfahren beim Züchter stratifiziert werden (d.h. der Samen wird keimfähig gemacht). Das alles erklärt auch den Preis für eine Spargelkorn. Mit teilweise bis zu 20 Cent pro Samenkorn ist die Vermehrung von Spargel sehr teuer. Nach der Saat vergehen vier bis fünf Wochen, bis der kleine Spargelspross sichtbar wird. Dieser Spargelspross muss nun gehegt und gepflegt werden. Dazu gehören Pflanzenschutzmaßnahmen und Düngungen, damit aus dem kleinen Korn im Laufe des Jahres eine starke Spargelpflanze wird.

Der Spargel wird im 3. Jahr und vereinzelt schon im 2. Jahr erstmals geerntet, die erste Ernte im zweiten Standjahr beschränkt sich auf eine Stange pro Pflanze. Das schont die Pflanze und regt sie zu intensiverem Wachstum an. Ab dem 4. Jahr kann der Spargelbauer dann die ganze Erntezeit von etwa 2 Monaten bis längsten 24. Juni nutzen, da der Spargel dann zu seiner vollen Größe und Ertragsfähigkeit herangewachsen ist.

Wenn an der Erdoberfläche der in der Vorbereitungszeit geglätteten Dämme kleine Aufwürfe erscheinen, sollte die Ernte beginnen. Die Spargelstangen müssen noch vor dem Durchstoßen der Erdoberfläche gestochen werden, weil diese sonst durch das Sonnenlicht sich sofort rötlich und grünlich verfärben würden. Die Ernte selbst ist nach wie vor reine Handarbeit. Jede einzelne Stange muss mit einem speziellen Spargelmesser von Hand gestochen werden. Bei guter Kulturführung kann ein Spargelbeet 10 bis 12 Jahre alt werden. Die Alterung der Pflanzen erkennt man an den immer dünner werdenden Spargelstangen.

 

Danach wird der Spargelacker gerodet wobei die Spargelwurzeln in der Erde verbleiben. Darauf werden beim Betrieb Böser als Nachkultur Erdbeeren gepflanzt. Die Spargelwurzeln sind Röhren die den Boden locker machen und wenn sie verfault sind dienen sie den Erdbeeren als Dünger.

Nach der interessanten Führung waren für uns im Zeltrestaurant Tische reserviert. In gemütlicher Atmosphäre konnten wir frisch zubereitete Spargelgerichte und badische Spargelspezialitäten sowie feldfrische Erdbeerleckereien genießen. Vor der Weiterfahrt hatten wir noch Gelegenheit im Hofladen einzukaufen.

Nach kurzer Fahrt hatten wir unser nächstes Ziel erreicht, das Schloss Bruchsal. Es ist das einzige fürstbischöfliche Barockschloss am Oberrhein. Berühmt ist es vor allem durch das beeindruckende Treppenhaus von Baumeister Balthasar Neumann: die „Krone aller Treppenhäuser des Barockstils“.

Schloss Bruchsal wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Wie andere Schlösser in Baden-Württemberg wurde auch das Schloss Bruchsal in seinen Außenmauern schnell wieder aufgebaut, um die Lücke im Stadtbild zu schließen.

Fotografien bildeten die Grundlage für die Rekonstruktion der Prunkräume im Mitteltrakt und dienten den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg neben dem historischen Inventar als Anhaltspunkt für die von 2008 bis 2016 wieder eingerichteten vier Appartements der Beletage. Bei unserer Führung namens „Inszenierung der Macht“ bekamen wir etliche Kunstobjekte, nahezu alle Gemälde über den Türen der Räume, historische Öfen, Uhren und wertvolles Porzellan, sowie die kostbaren Tapisserien der fürstbischöflichen Sammlung zu sehen.

Der Herr des Bruchsaler Schlosses war als Fürstbischof nicht nur ein Geistlicher, sondern ein mächtiger regierender Landesherr. Das sollte auch in seiner Residenz sichtbar werden. Mit Anspielungen auf die damals weithin bekannten antiken Götter konnte er auf die eigene Bedeutung hinweisen. Und die raffinierte Gestaltung ließ die Gäste in Ehrfurcht erstaunen. Zum Abschluss unserer Führung besuchten wir den Garten, denn zu einem Barockschloss gehörte ein geometrisch gestalteter Garten – so auch in Bruchsal. Einzelne Elemente davon sind noch heute erkennbar, andere wurden im 19. und frühen 20. Jahrhundert zu idyllischen Partien umgestaltet. Die große barocke Weg-Achse, von Kastanien gesäumt, gliedert den Garten damals wie heute. Einst war die Anlage doppelt so groß, doch im 19. Jahrhundert wurde der untere Teil durch die Bahnlinie abgetrennt.

Abschließend fuhren wir nach Gaiberg zum Berghof Weinäcker zum Abendessen. Nach anfänglicher Enttäuschung über die merklich „geschrumpfte Speisekarte“ wurden wir dann letztendlich mit vollen Tellern guter Speisen entschädigt. Durch ein kräftiges Gewitter und starken Regens verzögerte sich die Rückfahrt etwas, wohlbehalten kamen wir dann gegen 20.00 Uhr wieder in Schriesheim an. Es war eine schöne und interessante Lehrfahrt.

Petra Krapp-Meiser, Schriftführerin

INFO! INFO! INFO!

Ab sofort können Sie sich telefonisch anmelden für die Fahrt zur Landesgartenschau nach Bad Herrenalb. Der Termin ist der Samstag, der 5, August 2017. Herzstück der kleinen Landesgartenschau sind der neugestaltete Kurpark und das idyllische Flüsschen Alb. Zusammen mit dem historischen Klosterviertel und der bunten Schweizerwiese sind sie im Gartenschausommer Schauplatz für erlebnisreiche Tage voller Kultur, Blütentraum und Schwarzwaldflair. Der Eintritt kostet 11,00 €, hinzu kommt noch ein Beitrag für die Busfahrt.

Thomas Buchwald Tel. 65031

Peter Merkel Tel. 68793

Heidi Meyer Tel. 62685

Petra Krapp-Meiser Tel. 64314